Mein Radiomoment: Mit dem Radio in die Zukunft?

Ein bisschen verstaubt, unter einem alten Sofakissen kommt das alte Radio zum Vorschein. Ausgestattet sogar noch mit einem Kassettenfach. Tatsächlich funktioniert es auch noch einwandfrei und erfüllt den Raum mit Retrosound, der perfekt zu den „besten Songs aus den 80ern, 90ern und von heute” passt. Wobei das „von heute” ja meistens nur eine euphemistische Bezeichnung für Musik aus den letzten 10-15 Jahren ist. 

In meiner Wohnung gibt es kein richtiges Radio mehr. Schon lange haben Computer, Tablet und Handy diesen Job übernommen. Radio gehört aber irgendwie schon dazu, sei es als Beifahrer im Auto, morgens zum Wachwerden oder wenn es einfach ohne Hintergrundbeschallung zu leise im Haus wäre. Das staubige Empfangsgerät aus dem Keller kommt mir aber nicht wieder in die Wohnung. Denn auch wenn meine Liebe zum Radio groß ist, so ist doch die Liebe zur Vielfalt größer. Ich will mich nicht nur auf die Sender beschränken müssen, die ich über Antenne einstellen kann. Ich will mehr Sender und vor allem die Sender, bei denen mir Musik und Moderatoren wirklich gefallen und denen ich nicht nur zuhören muss, weil es nichts anderes gibt, da die Sender letztlich doch alle gleich sind. 

Im Internet hat man mehr Freiheit. Sei es die weniger aufgesetzte Präsentation der ersten BBC-Formate, die Verknüpfung aus Radio, Podcast und Sozialen Medien für die Community oder die bunte Musikmischung afrikanischer Sender, die sich irgendwo zwischen Elektro, Hiphop und den aktuellsten Charts befindet. 

Radio muss ja nicht trocken und ernst, aber genauso wenig aufgesetzt und albern sein. Wenn die Inhalte stimmen, unterhalten und frisch sind, dann sind auch die Hörer da. Es braucht natürlich ein bisschen Mut, sich an neue Konzepte und Formate zu trauen; denn irgendwann ist es einfach nicht mehr gut genug, die Musik von vor 5 Jahren als “das Beste von heute” zu bezeichnen. 

Während das Kellerradio jetzt, immer noch des letzten Jahrhunderts gedenkend, die millionste Wiederholung der scheinbar einzigen 10 Songs aus den 80ern und 90ern spielt, ziehe ich den Stecker. 

Radio aus, Internet und Radio-Podcast an.

-Johanna Kroke


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