Mein Radiomoment – Samstagnachmittag. Bundesligazeit. Radiokonferenzzeit.

Ein Samstagnachmittag irgendwo in Deutschland. Bundesligazeit. Radiokonferenzzeit.

Während tausende andere Menschen in den Stadien der Republik in den Fankurven stehen, sitze ich zu Hause vor dem Radio. Wie viele Stunden habe ich schon den Stimmen von „Manni“ Breuckmann, Günther Koch und Sabine Töpperwien gelauscht? Vor allem als es noch keine Smartphones gab (beziehungsweise ich noch keines hatte), war der Samstagnachmittag fest für’s Radio reserviert.

Zusammen mit Freunden habe ich viele Stunden nur vor einem Radio verbracht, die Zwischenergebnisse und die Livetabelle notiert und gehofft, dass der eigene Verein gewinnt. Obwohl man nicht im Stadion ist oder das Spiel im Fernsehen verfolgt, schaffen es die Reporter und Reporterinnen einem den Eindruck zu vermitteln, live dabei zu sein. Tore, Elfmeter, Platzverweise und Fouls – irgendwie sind wir dabei – nur durch die Stimmen der Reporterinnen und Reporter. Vor dem eigenen Auge malt man sich die Szenen aus und ist bei der abendlichen Sportschau dann manchmal doch überrascht, wie nahe die eigenen Vorstellungen an den Originalszenen sind.

Zum Radiohören gehört also auch Kreativität und Vorstellungskraft: Wie ist die Ecke in den Strafraum gesegelt? Wie wurde der Stürmer vom Verteidiger gefoult? Wie hat dieser reagiert als der anstürmende Schiedsrichter ihm die rote Karte zeigte? Wie hat der Stürmer sich den Ball zum Elfmeter hingelegt? Wie hat er nach seinem Tor gejubelt? Das alles können uns die Reporterinnen und Reporter erzählen, aber bildlich vorstellen muss ich es sich am Ende jeder selber.

Bei Krosse.FM sitze ich jetzt auf der anderen Seite: Zwar senden wir nicht aus dem Weserstadion oder vom Millerntor, aber auch wir müssen dafür sorgen, dass wir unseren Zuhörerinnen und Zuhörern die nötigen Infos liefern, sodass ihre Kreativität und Vorstellungskraft angeregt wird. Trotzdem muss genug Raum bleiben, dass jede und jeder unterschiedliche, eigene Ideen entwickeln kann.

Die Stunden, die ich samstags vor dem Radio verbringe, sind weniger geworden. Das Smartphone mit diversen Tickerapps ist daran bestimmt nicht unschuldig. Wehmütig denke ich manchmal daran zurück und freue mich dann doch immer wieder, wenn ich es mal wieder schaffe, um 15:30 Uhr den Stimmen aus sechs verschiedenen Stadien der Fußballrepublik zu lauschen und ich meiner Kreativität und Vorstellungskraft freien Lauf lassen kann…

Lukas